Aktuelles Einschätzung - Die Sensoren der URSA (Mini) 4,6K und Micro Cinema Camera

Einschätzung - Die Sensoren der URSA (Mini) 4,6K und Micro Cinema Camera

Die neuen Blackmagic-Sensoren könnten es gewaltig in sich haben. Besonders, wenn man sich das Marktumfeld und die Konkurrenz ansieht...

// 17:48 Fr, 17. Apr 2015von

Eigentlich war alles so wie immer: NAB. Montag. Blackmagic bringt neue Kameras mit unglaublichen Specs zu einem unglaublichen Preis. Und wird damit mal wieder Messethema Nummer 1.



Und doch war etwas diesmal anders. Denn mit der Ankündigung des neuen 4,6K Global Shutter Sensors ist Blackmagic erstmals bei einer Kamera-Vorstellung nicht mehr der Anbieter, der Kameratechnik von der Großhandelsstange in günstigen Gehäusen anbietet. Nein, der neue Sensor ist tatsächlich eine gewichtige Innovation und macht Blackmagic damit zu einem ernst zu nehmenden Innovator der Branche, den die Konkurrenz nicht mehr ignorieren kann. Bei Blackmagic gibt es jetzt nicht mehr (nur) die Funktionen von anderen Herstellern für weniger Geld, sondern frische innovative Kameratechnologie, die auch die Kameras von Canon, Panasonic und Sony mit Sicherheit beeinflussen wird. Und selbst bei RED und ARRI dürfte man diesen Paukenschlag deutlich vernommen haben.



Sehen wir uns einmal an, was diesen Sensor so einzigartig macht. Blackmagic sagt, dass es eine Eigenentwicklung ist, jedoch dürfte Fairchild als Sensor-Partner an der Entwicklung stark beteiligt gewesen sein. Fairchild hat schon Blackmagic Cinema und Pocket Cameras der ersten Stunde bestückt und wurde notgedrungen während der Markteinführung der Blackmagic Cinema Camera zu einem engen technischen Vertrauten von Blackmagic, eben weil die Sensoren aus der Serienfertigung damals nicht den Qualitätsanforderungen von Blackmagic entsprachen. Aus dieser Not scheint sich eine befruchtende Zusammenarbeit entwickelt zu haben, dessen letzter Spross wirklich phänomenal klingt und für Cinema Kameras unter 20.000 Euro sogar einzigartig ist.



Schon die 15 Blendenstufen Dynamic Range für einen Super35mm 4K Sensor findet man nicht an jeder Straßenecke. Wer dann noch einen zuschaltbaren Global Shutter haben will, kann bis dato eigentlich nur zur Sony F55 greifen, die ohne MwSt. schon deutlich über 20.000 Euro kostet.



Doch der Sensor hat noch weitere Vorteile: So besitzt er unter anderem ein echtes 16:9-Format und ist damit in seiner Breite auf den Super35mm Bildkreis optimiert. Dadurch holt er auch aus Standard-Linsen (die den Bildkreis für Foto sorgfältig abdecken) einen höheren Crop-Faktor heraus.



16:9 (grün) und 4:3 (blau) im Super-35mm Bildkreis
16:9 (grün) und 4:3 (blau) im Super-35mm Bildkreis


Blau ist ein 4:3-Sensor, wie er gerade bei Fotoapparaten typischerweise verbaut wird. Und grün ist ein 16:9-Sensor, der den Bildkreis in der Breite besser abdecken kann. Der für Filmer relevante, horizontale Crop-Faktor steigt somit bei diesem 16:9-Sensor auf 1.42 (gegenüber 1.5 bis 1.6 bei gängigen APS-C Kameras). Nebenbei erwähnt: Jedes Objektiv (sogar APS-C-Modelle) die in den Bildecken eines 4:3-APS-C Sensors sauber arbeiten, arbeiten mit diesem Sensor ebenso sauber, da die Bildecken im Kreis ja nur nur weiter herunterrutschen. Doch dieser verkürzte Crop ist nur ein kleines "Schmankerl", verglichen mit der erweiterten Auflösung.



Denn Bayer-Pattern-Sensoren haben ein prinzipielles Problem: Wenn für jedes Pixel im debayerten Bild nur genau ein Bayer-Sensel des Sensors herangezogen werden kann, lässt sich keine perfekte Luma- und Chroma-Wiedergabe erreichen. Beim 1:1 Debayering muss man entweder bei der Luma- und/oder bei der Chroma-Interpolation stärkere Kompromisse eingehen. Wir testen die Art des Kompromisses mit unserem neuen Testchart und haben bis dato noch keine Kamera oder einen Algorithmus gesehen, die/der aus einem Sensor mit nativer 4K-Auflösung ein fehlerfreies 4K-Bild debayern kann.



Tiefer wollen wir an dieser Stelle nicht auf das Thema eingehen, sondern auf eine ähnliche Thematik bei der Blackmagic Pocket (BMPCC) und der Blackmagic 2,5K Kamera (BMCC) verweisen: Die BMCC besitzt 25 Prozent mehr Horizontal-Sensel (2400) als die Pocket BMPCC, die nativ 1920 Horizontal-Sensel auflöst. Ihre zusätzlichen Pixel kann die BMCC dazu nutzen, ein fast fehlerfreies Debayering des FullHD-Bildes zu erstellen. Ein kleines Vergleichsbild aus dem verlinkten Artikel veranschaulicht das vielleicht besser:



Einschätzung - Die Sensoren der URSA (Mini) 4,6K und Micro Cinema Camera : debayerBMPCC-BMCC-C100




Nebenbei Angemerkt: Die Canon C100 erzeugt ihr sauberes FullHD-Bild aus 3840 x 2160 RGB-Senseln, also einem 4:1 Debayering eine UHD-Sensors.



Da es Blackmagic schon bei der 2,5K Cinema Camera hinbekommen hat, stehen die Chancen bei den kommenden 4,6K-Modellen daher ebenfalls sehr gut, dass Blackmagic die zusätzlichen Sensel zu nutzen weiß, um beim Debayering einen echten Vorteil gegenüber der Konkurrenz mit 1:1 Sensor Debayering herauszuarbeiten. Wir werden auf jeden Fall ein Auge drauf werfen, so schnell wir können.



Das führt uns noch zum Global Shutter. Die bekannten technischen Daten der Kameras lassen stark vermuten, dass der Blackmagic 4,6K-Sensor mit dem Fairchild-Sensor ltn4625a verwandt ist. Dieser ltn4625a besitzt laut diesem Datenblatt beim Rolling Shutter ca. 14,7 Blendenstufen und dürfte bei Global Shutter immer noch ungefähr 13 Stops liefern. Also ungefähr so viel, wie die erste BMCC mit Rolling Shutter. Das wäre für einen Global Shutter ein extrem guter Wert, angeblich schafft dies selbst die Sony F55 nicht. Selbst ungefähre Zahlen hierzu sind schwer zu bekommen, aber wenn man sich beispielsweise diesen Rolling/Global Shutter-Vergleichstest ansieht, erkennt man sehr deutlich, dass die Sony F55 mit dem Global Shutter gewaltig an Dynamik einbüßt.



Sollte es also Blackmagic tatsächlich gelingen, auch beim Global Shutter ein praktikable Cine-Dynamik zu erhalten, wäre dies ein echtes Novum das es selbst für viel mehr Geld nirgendwo zu kaufen gibt.



Damit wäre BMD nicht mehr nur der Jäger der Konkurrenz, sondern gleichzeitig ein Brachen-Innovator, an dessen Features sich weitaus teurere Konkurrenten fortan orientieren und messen lassen müssen. Und das könnte auch erklären, warum die neuen 4,6K Sensor-Kameras deutlich selbstbewusster bepreist sind. Nun liegt es an Blackmagic zu zeigen, dass die versprochenen Wunder-Spezifikationen auch tatsächlich funktionieren. Der nur über die Unternehmensseite zugängliche Demo-Film lässt auf jeden Fall schon mal gutes erahnen...



… und führt uns noch zur neuen Blackmagic Micro Cinema Camera, die ja immerhin mit 13 Stops und Global Shutter beworben wird. Vergleicht man Produktbild und Sensorlayout, so dürfte in dieser Kamera mit großer Sicherheit ein Fairchild Sensor der 1910 Serie stecken. Dieser ist sowohl vom Pin-Layout, den Abmessungen, dem Pixelraster und den übrigen Spezifikationen (u.a. Global/Rolling Shutter) komplett identisch. Technologisch handelt es sich wohl um eine ähnliche 5 Transistor-Sensel-Struktor wie beim 4,6K-Sensor, jedoch besitzt der 1910 etwas größere Sensel (6,5nm vs. 5.5nm) was ihm theoretisch noch mehr Vorteile gegenüber dem 4,6K-Sensor verschafft. Auf dem Datenblatt übertrifft er diesen sogar beim Read Noise und soll eine ebenso gute Dynamik von fast 15 Blendenstufen liefern. Sollte Blackmagic hier also bewusst untertreiben, um den 4.6K Sensor besser dastehen zu lassen? Oder wird die Micro Kamera vor der Auslieferung künstlich auf 13 Blendenstufen limitiert? Wir hoffen nicht. Es ist jedenfalls aufgrund dieser Datenblätter zu erwarten, dass die Micro Cinema Camera mit Global Shutter mindestens an die Dynamik der Pocket Cinema Camera mit Rolling Shutter heranreichen wird.



Um aus der Micro Cinema Camera allerdings eine einigermaßen praktikable und drehfertige Kamera mit Crop-Factor 1.75 zu machen, braucht man noch einen BMPCC-Speed-Booster und einen Monitor wie den Video Assist. Damit landet man dann ohne Objektiv bereits deutlich über 2.000 Euro. RunAndGun mit Global Shutter in FullHD gibt es trotzdem nirgendwo günstiger.



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