Darth Schneider hat geschrieben: ↑Di 21 Nov, 2023 13:42
Denke ich auch, je mehr man macht desto besser wird man.
Das ist ja irgendwo ne Binsenweisheit, aber ich sehe schon verglichen mit vielen anderen Kreativberufen in meinem Umfeld (Fotografen, Musikproduzenten/Toningeneure), dass Film die "langsamste Kurve" hat. Gibt viele Kreativberufe, wo man fast allein, mit etwas Technik quasi bald am ziemlich oberen Level operieren kann und wenn jemand was drauf hat, ist der Unterschied für Laien minimal. Also quasi um zum besseren Branchendurchschnitt aufschließen zu können. Aber probier das mal bei Film. Damit szenischen Bewegtbild (um die Brücke zu schlagen, hier ging's ja um die Oscars) irgendwo annähernd konkurrenzfähig ausschaut (da geht's mal noch nicht um Inhalt) und das mehr als vielleicht eine einzige Szene lang, sondern kontinuierlich über zumindest mehrer Szenen bis mittellangem Kurzfilm braucht es einfach viele Hände und Hirne, die wissen was sie tun. Und die Chancen dafür sind oft verschwindend gering, manchmal nur einzelne Male im Jahr bis alle paar Jahre.
Und "Fingerübungen" wie irgendwie zu dritt eine Szene mit ein paar LEDs im Wohnzimmer zu drehen geht schnell mal, bewegt sich aber halt vom Output her (weil zig Gewerke und deren qualitativer Beitrag fehlen) weder in der üblicherweise erreichbaren Qualität noch in der Kontinuität/Kongruenz die von Langfilm gefordert wird und wo das Fehlen dieser ein wirkliches Qualitätsmanko darstellt. Und sieht auch ehrlich gesagt oft genau so aus: Wie mit 3 LEDs im Wohnzimmer gedreht. Es hat sich da irgendwie die letzten Jahre fast so etwas wie eine Youtube-Lighting-Tutorial Ästhetik herausgebildet, wo in Umsetzung, Herangehensweise (Technik etc.) etwas als Filmisch etabliert wird, was sich allerdings durchaus stark vom "richtigen Film" unterscheidet. Das heißt nicht, dass es nicht irgendwie ok ausschaut, aber mit kommerziellen Filmen mit Kinorelease hat es oft einfach gar nichts zu tun. Und auch wenn sich die (subjektive) inhaltliche wie technische Qualität von Kurzfilmen zu "Branchenstandard" von der Video-Ära bis heute angenähert hat, ich würde halt nicht mal von großer Ähnlichkeit sprechen.
Ich weiß nicht, ob ich damit besagter Choreografin unrecht tue, aber wenn wir von einer Choreo zu einem durchschnittlichen Song (3-5min) ausgehen, dann schafft die Dame besagte 10 vielleicht in einem Jahr, vielleicht maximal 2. Bin schon öfter mit Choreografen für Werbungen in Berührung gekommen, da gab's nie mehr als 4 Wochen und das Ergebnis war sehr ansehnlich. Aber schreib mal (und damit sind wir nur an der ersten Station eines gesamtes Filmwerks) 10 Drehbücher im Jahr, das wird nicht mal für Kurzfilme sinnvoll funktionieren. Und auf die Produktion gemünzt: Dreh mal 10 Kurzfilme im Jahr - da wird einer wegen diverser Faktoren besser sein als viele andere, aber in dem Output schränken die schlechten schon wieder den "etwas besseren" ein. Dann ist man bald bei 1-2 im Jahr oder einem alle 2 Jahre und die 10 dauern auf einmal ein Jahrzeht.